Tiere an Hochschulen

Noch immer kommen an Hochschulen zahllose Tiere zu Bildungszwecken zum Einsatz. Dabei bestehen längst Alternativen, für die keine Tiere sterben müssen. Weshalb setzen die Hochschulen nicht häufiger auf diese ethisch überlegenen Methoden? Und welche Möglichkeiten haben Studierende, die sich den veralteten Standards verweigern? Diesen Fragen ging Animalfree Research im Rahmen mehrerer Studien nach.

Veraltete Standards an Universitäten

Um ein:e Expert:in in den Biowissenschaften zu werden, müssen Studierende eine Vielzahl von Fertigkeiten erlernen, die oft an Tieren geübt werden. Tiere wurden und werden für anatomische Präparationen getötet und für Experimente zur Veranschaulichung wissenschaftlicher Konzepte in der Physiologie, Biochemie, Pharmakologie und Parasitologie verwendet. In der Regel erwartet die Tiere am Ende dieser Prozeduren der Tod. Gemäss Schätzungen kommen zwischen 1% und 10% der in der Forschung verwendeten Tiere zu Bildungs- und Ausbildungszwecken zum Einsatz. In den letzten Jahrzehnten nahmen Bedenken seitens Tierschutz und Ethik zu und mittlerweile ist die Wirksamkeit des Einsatzes von Tieren zu Lehr- und Ausbildungszwecken zweifelhaft. Die Verfügbarkeit von humanen Unterrichtsalternativen stellt das althergebrachte Tiermodell zusätzlich in Frage.

Studien klären die Hintergründe und bestätigen Zweifel

Animalfree Research führte eine Studie durch, um herauszufinden, warum humane Unterrichtsalternativen nicht häufiger eingesetzt werden. Wir analysierten Zusammenfassungen von Projekten mit Tieren aus 18 europäischen Ländern im Bereich der allgemeinen und beruflichen Bildung. Es kristallisierten sich zwei Hauptgründe für den Einsatz von Tieren heraus:

die Auffassung, dass lebende Tiere für effektives Lernen notwendig sind

der Mangel an alternativen Methoden

Animalfree Research ist der Ansicht, dass diese Gründe oft nicht der Realität entsprechen. Daher ist es notwendig, verstärkt ethische Fragen in Zusammenhang mit dem Einsatz von Tieren aufzuwerfen.

In einer weiteren Studie analysierten wir kombinierte Erkenntnisse aus neueren und älteren Studien über die Wirksamkeit humaner Lehrmethoden. Durch eine systematische Suche in drei wissenschaftlichen Datenbanken konnten wir 50 relevante Studien ausfindig machen, die zwischen 1968 und 2020 veröffentlicht worden waren. Der Grossteil der Studien stammte aus den USA, dem Vereinigten Königreich und Kanada. Diese Studien zeigen, inwiefern humane Lehrmethoden im Vergleich zum traditionellen Einsatz von Tieren zu besseren (30%), gleichwertigen (60%) oder schlechteren (10%) Lernergebnissen führten. Dies bedeutet, dass die breite Einführung humaner Lehrmethoden nicht nur die Lernergebnisse erhalten würde, sondern für Tiere, Studierende, Lehrkräfte und Institutionen sogar von Vorteil sein könnte.

Fehlende Richtlinien für Studierende mit ethischen Bedenken

Die Verwendung von Tieren in der universitären Ausbildung ist aufgrund von Tierschutzbedenken und Fortschritten bei humanen Lehrmethoden ein umstrittenes Thema. Einige Universitäten haben Richtlinien eingeführt, die es Studierenden und Fakultätsmitgliedern ermöglichen, aus ethischen oder religiösen Gründen die Teilnahme an schädlichen Tierversuchen zu verweigern, ohne dass dies negative Konsequenzen nach sich zieht. Es gibt jedoch keine Studien, die das Ausmass dieser Massnahmen an europäischen Universitäten untersucht haben. Animalfree Research führte eine Studie durch, die ergab, dass 94 % der 348 medizinischen und veterinärmedizinischen Fakultäten in 28 europäischen Ländern (EU und Schweiz) über keine schriftlichen und öffentlich zugänglichen Richtlinien verfügen, die es Studenten erlauben, humane Lehrmethoden anzuwenden. Wir argumentieren, dass die künftige Entwicklung und breite Umsetzung solcher Richtlinien notwendig ist, um ein respektvolles, integratives und ethischen und innovativen Praktiken verpflichtetes Bildungsumfeld zu schaffen.

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